Phoenix-FireFlight-Records
VÖ: 01.01.2016
Vertrieb: Rough Trade, GoodToGo (AUT, digital)
Kontakt: monkey.
Wenn es je einen österreichischen Pop-Roman gibt, der Sex, Drugs & Rock'n'Roll, Tragödie und Komödie, Genie und Wahnsinn glaubhaft zusammenführt, dann kann er nur von Ronald Iraschek handeln. Alias Ronnie Urini. Alias Ronnie Rocket.
Geboren 1956 in Krems an der Donau, studierte unser Heroe Germanistik, Anglistik, Astronomie und Astrophysik. Weit kam er nicht: auf die Frage, welche Vorbildung er für letztere Studienfächer besäße, folgte postwendend der Hinweis auf die Lektüre unzähliger Perry Rhodan-Romane. Und der Rauswurf. Ein Umstand, der den Umstieg auf das Charakterfach „Rockstar“ begünstigte. Als Plattenverkäufer, Maulheld, Schlagzeuger, und Sänger hinterließ der Neo-Wiener und Herzens-Linzer unter dem Pseudonym Ronnie Urini eine markante Duftspur im Underground. Austro-Punk-Kleinode wie "Niemand hilft mir" (die beste deutschsprachige Single ever!, der suizid-fördernde Text stammt von Konrad Bayer, die Vorlage von Willi Warma), "Frozen Seas of Io" (gemeinsam mit The Vogue, No.1 der Ö3-Charts!) oder "Südseeträume" (gemeinsam mit der Rucki Zucki Palmencombo) entstammen Urinis Ganglien oder entstanden unzweifelhaft unter seiner Mitwirkung
Danach, etwa Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, folgten Hits wie "Summer Wine" oder "Sail Ship", aber auch der langsame Abstieg in die Niederungen der Realität. Und ein unaufhaltsames Sich-Verstricken in wilde Rock'n'Roll-Tagträume. Iraschek alias Urini alias Rocket – letzterer Name weist deutlich auf die chromlackierte „Cyberpunk“-Phase hin – sah sich gemeinsam mit Mars Bonfire, dem legendären Autor von „Born To Be Wild“, an der Spitze der Hitparaden von Hawaii und Hollywood, kassierte vermeintlich Preise und internationale Trophäen sonder Zahl, schrieb Lieder für Chet Baker, Marianne Faithful, Astrud Gilberto und Nancy Sinatra und stand angeblich auf der Bühne mit Steppenwolf, Nico und Velvet Underground. Wer mag hier schon kleinkrämerisch Fiktion von Fakten trennen? Ronnie schöpft seinen eigenen Mythos aus unzähligen Quellen, Anekdoten und Visionen.
In den letzten Jahren, als es still und stiller um „Österreichs einzigen Rockstar“ (so das einigermassen ironiefreie Selbstbild Irascheks) wurde, arbeitete er an der Musiktheaterproduktion „Rocket-Bar“, einem „Cosmical angesiedelt beim Raumhafen von Flamm-Stadt mit kristalliner neuromantischer Lyrik“. Auf der Bühne ist der Mann übrigens ungebrochen ein Berserker.
Nun liegt ein weiterer Höhepunkt im Oeuvre von Iraschek/Urini/Rocket vor: „Varieté“. Entstanden unter Mitwirkung von Thomas Rabitsch (Drahdiwaberl, Slow Club, „Dancing Stars“), steigt das Album abermals tief hinab in ein Schattenreich zwischen Trash, Science Fiction, Hütchenspielerei, Erotik, Esoterik, Alkohol, LSD und Spiegelbrillen-Phantastik. Folgen Sie einfach der Bit-Spur der kompakten Silberscheibe.