monkey.
VÖ AUT: 24.01.2014
MONCD110 (Digipack-CD)
MONLP011 (12" Vinyl, 180g inkl. CD)
Vertrieb: Rough Trade
Kontakt: monkey.
„Nu-Blues, tief melancholisch und mit herzbewegender Leichtigkeit, musikalische Präzision voller Kanten und Furchen, roh und räudig, sanft und gläubig, liebesschwach und großstädtisch.“ Eine bessere Beschreibung der Kunst – und, ja, es ist große Kunst! – der Playbackdolls haben wir nicht gefunden. Sorry, das Zitat stammt nicht aus der „New York Times“, „Le Monde“ oder der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung,“ sondern aus einem buntbebilderten Werbeblatt einer hiesigen Beton-Konzertarena, aber was soll’s.... Nur über den „Nu-Blues“ müssen wir noch reden. Denn es ist nicht Blues, was die Playbackdolls ertönen lassen, und „nu“ oder „new“ oder „neu“ ist es schon gar nicht. Aber dennoch so frisch, dass diese Musik ohne Namen auch kein Alter kennt.
„Delightful Songs“. Schon wieder eine Ansage. Der Dictionary sagt uns, die Lieder dieses Albums – dessen Name eben so lautet, wie er lautet – seien entzückend, erfreulich, genußvoll, herrlich, köstlich, reizvoll, reizend, wonnevoll oder einfach nur höchst angenehm. Dabei ist das Thema dieses Albums, quasi der rote Faden, die Stadt in einer globalisierten Welt. Die Metropole als Metapher der Moderne: nicht gerade ein Garant für Schlager-Glückseligkeit, oder? Und doch: die neuen Songs der Playbackdolls beschreiben Plätze, Räume, Orte in Städten, die von Menschen entgegen ihres ursprünglichen Zwecks neu gestaltet wurden. Politische Veränderungen, Einsamkeit, Leidenschaft, Visionen, Aufschreie im urbanen Raum werden musikalisch gedeutet und betextet.
Und, ja, es wird naheliegenderweise auch Wien besungen. Vor allem Wien. Die morbide und globalisierte Modernität der Stadt an der klischeehaft blauen Donau. Mit Blues (also doch Blues?), Dub, Chanson, Walzer... einem Wienerlied?... „Delightful Songs“ setzt den mit dem Album-Erstling „Out of the Blue“ eingeschlagenen musikalischen Weg konsequent, stringent und noch poppiger fort: tanzbare Grooves, ins Ohr gehende Melodien, aufrüttelnde, schräge und berührende Texte, sensibel-dreckige Elektroniksounds und instrumentale Spielfreude. Unverschämt querfeldein durch die Genres wandernd bleibt der Sound der Playbackdolls unverkennbar – durch die ungewöhnliche Besetzung mit Elektronik und Cello (Stephan Sperlich), Akkordeon (Tino Klissenbauer), Trompete (Bernhard Rabitsch), Slide Guitar (Florian Wagner) und Schlagzeug (David S. Strobl). Und freilich auch und zuvorderst durch die einzigartige Stimme von Tini Trampler, die mühelos zwischen strahlender Diva, rauchiger Chansonette und agitatorischer Punklady changiert.
„Delightful Songs“ ist für jene, die die Playbackdolls noch nicht kennen –welch grobes Versäumnis! – wahrscheinlich ein idealer Einstieg. Ein Einstieg in den höchst bizarren Kosmos einer Musikantentruppe, die immer ein wenig wie aus Raum und Zeit gefallen wirkt. Und dennoch „die Rettung der internationalen Popmusik“ ist, wenn man Andreas Bovelino vom „Kurier“ Glauben schenkt. Aber hallo! Das „Music Information Center Austria“ bleibt dagegen fast schon profan: „Die Playbackdolls versuchen nicht irgendwelchen aktuell erfolgreichen Strömungen zu entsprechen, sondern verfolgen ihren eigenen Weg. Dieser ist höchst eigenständig, ungemein selbstbewusst und hat einen hohen Wiedererkennungswert.“ Meinen wir auch. Aber, wohlgemerkt!: ohne das Meer geht gar nichts.
Gefördert durch den Öst.Musikfonds