monkey.
VÖ AUT: 30.01.2015
MONCD121 (Digipack-CD)
Vertrieb: Rough Trade
Kontakt: monkey.
Stefan Sterzinger hat seine eigene musikalische Landkarte wieder einmal ordentlich umkartographiert. Bei Sterzinger, dem Geschichtenerzähler, Akkordeonisten, Conférencier und musikalischem Schlangenbeschwörer, ging es stets ohnehin weniger um Grenzsprengungen als viel mehr darum, Grenzen von vornherein nicht als solche anzuerkennen. Anarchisch, pulsierend und in alle erdenklichen Richtungen offen kommt dann auch sein neues Album „Ashanti Blue“ daher: mehrsprachig, polyrhythmisch, schubladenresistent, subtil und gleichermaßen offensiv. Und: in jeder Faser universell politisch.
Zu unruhigen Jazzläufen zieht er uns gleich auf dem Eröffnungstrack „Zum Goldenen Bären“ mittenrein ins Geschehen. Hier wird die Fetischierung des Exotischen und das Spektakel des Anderen sowie die gleichzeitige Aversion dem „Fremden“ gegenüber abgehandelt – ein Thema, das auch ein paar Songs später bei „Zum Goldenen Hirschen“ wieder, in anderer Geschichtsschreibung, auftaucht.
Verschnaufpausen gibt es auf „Ashanti Blue“ keine, dafür gibt es zu viel zu erzählen: zu viele Geschichten und Mythen, zu viele Zitate und Taschenspielertricks. Es gilt schließlich, Spiegel vorzuhalten und Köpfe zu verdrehen. Das gelingt dem Sextett – allesamt fabelhafte Instrumentalisten – auch spielerisch. Maria Craffonara (Kalimba, Gesang), Kristian Musser (Gitarre), Thomas Castaneda (Keyboard, Klavier), Franz Schaden (Bass) und Jörg Mikula (Cardboard Beatbox) bilden die erneuerte Version von Sterzingers Band.
Eklektizismus und Grenzverneigung ist der rote Faden von „Ashanti Blue“. Jazz, Blues, Chanson, Rock, Wienerlied: Sterzinger schlägt hier fließend Brücken und schafft es auf der ganzen Strecke, seinen radikal kompromisslosen musikalischen Anspruch durchzuziehen. Herausgekommen ist dabei ein vielschichtiges Album, das es Stück für Stück zu erkunden und zu bestaunen gilt. Bei Sterzinger sind die wahren Abenteuer nämlich nicht nur im Kopf, sondern auch auf Platte. Liebe und Widerstand!
(Markus Brandstetter)